Warum habe ich sie ausgewählt?
Nun ja, eigentlich habe ich sie gar nicht ausgewählt. Viel eher ist sie zu mir gekommen, wenn man so will… Es war an einem schönen Herbstabend, da war ich von einem Treffen mit Freunden am Weg nach Hause. Und ich habe sie gefunden, allein und verlassen auf dem Gehsteig, an einer Hauswand angelehnt. Sie hatte keinen Topf mehr, hatte nur noch ihren Erdballen um sich. Ich konnte sie einfach nicht so zurücklassen. Das traf sich außerdem ganz gut, ich war auf der Suche nach Pflanzen für einen schönen Herbstbalkon. Und das Heidekraut ist nun mal eine typische Balkonpflanze dieser Jahreszeit. Länger habe ich also nicht gebraucht. Trotz der späten Stunde habe ich sie noch in eine Schüssel voll Wasser gesetzt. Ein paar Tage später übersiedelte sie in einen Balkonkasten zusammen mit der Skimmia und dem Zierkohl.
Da ich sie nicht gekauft habe, war auch kein Schild dabei. Und ich war fest davon überzeugt, eine Erica vor mir zu haben. Bevor ich mit dem heutigen Pflanzenporträt beginne, muss ich also vorab eine wie es scheint häufige Verwechslung aus dem Weg räumen.
Besen- oder Schneeheide
Die Schneeheide, die auch Erica genannt wird und das Heidekraut auch Besenheide genannt, sind beide für die Heidelandschaft typische Pflanzen. Sie sind sich auch ziemlich ähnlich. Das erklärt, warum sie öfter verwechselt werden. Wenn man aufmerksam hinschaut, sind sie natürlich nicht ganz gleich, und weisen sogar einige Unterschiede vor. Für mich ist der markanteste Unterschied die Blätter. Hier findet man aber noch mehr.
Die Schneeheide hat nadelartige Blätter, die Besenheide hingegen, Schuppenartige. Die Diagnose war dann sonnenklar. Mein kleines Findelkind ist keine Erica, sondern eine “Calluna” (“calluna vulgaris”, um ganz genau zu sein).
Porträt
Familie und Herkunft
Sowie die Schneeheide gehört die Besenheide der Familie der Heidekrautgewächse oder Ericaceae an. Es gibt mehrere Sorten Ericas, aber nur eine Calluna. Diesmal ist es also recht einfach… Wie bereits erwähnt haben diese pflanzen ihre Herkunft in den Heiden Mittel- und Nordeuropas. In diesen natürlichen Gebieten ist die Besenheide ein Zeichen für nährstoffarme, saure Böden.
Früher wurden aus ihren Zweigen Besen gemacht, daher der Name…
Nährstoffbedarf und klimatische Ansprüche
Die Besenheide ist eine sehr genügsame Pflanze, zumindest was ihren Nährstoffbedarf betrifft. Im Gegenteil würde ihr ein reichhaltiger Boden kein gesundes Wachstum ermöglichen. Dank ihren tiefen, durch Mykorrhizapilzen besiedelten Wurzeln kommt sie mit sehr wenig Nährstoffen aus.
Das Wichtigste für sie sind einerseits der saure Boden (zum Beispiel Rhododendronerde) und viel Sonne. Am Liebsten hat sie es vollsonnig, auch wenn sie im Halbschatten auch gedeihen kann. Im Topf braucht sie regelmäßig Wasser, sobald die Erde an der Oberfläche angetrocknet ist. Noch ein Pluspunkt: sie fürchtet keinen Wind, im Gegenteil braucht sie gut durchgelüftete Orte. Sie ist mehrjährig und winterhart. Also kein Kopfzerbrechen im Winter, sie verträgt Temperaturen bis –10 Grad.
Pflege
In einem mit Rhododendronerde gefüllten Topf, an einem sonnigen Ort braucht die Besenheide keine besondere Pflege. Regelmäßig gießen, im Frühjahr ein wenig mit Langzeitdünger (wie Hornspännen zum Beispiel) versorgen, und zurückschneiden, das war es! Um eine schön kompakte Pflanze zu behalten ist der Rückschnitt wichtig, aber Achtung! Nicht ins alte Holz zurückschneiden, sie würde sich schwer erholen.
Idealerweise gießt man die Besenheide mit weichem Wasser, da sie Kalk nicht verträgt. Regenwasser ist auf dem Balkon jedoch schwierig zu erhalten… Zum Glück ist bei mir das Wasser aus der Leitung nicht allzu hart, ich lasse es auch immer ein paar Tage stehen. Zusätzlich gebe ich immer ein wenig Kaffeesud dazu (1TL für 2l Wasser), das soll bei kalkhaltigem Wasser helfen.
Was Schädlinge und Krankheiten betrifft, habe ich mit der Besenheide noch keine Erfahrungen gemacht, da sie erst im Herbst bei mir eingezogen ist. Wie auf allen Balkonen sollte man nach Läusen und roten Spinnen Ausschau halten. Zusätzlich sollte sie luftig stehen, um einen Befall durch Grauschimmel zu vermeiden. Ab dem Frühjahr heißt es also genau beobachten!
Die Vermehrung der Besenheide soll zwar möglich sein, ist jedoch eher etwas für Geduldige. Denn die gewonnenen Pflanzen blühen erst nach 3 bis 4 Jahren.
Das Heidekraut auf dem Balkon
Die Besenheide ist der Klassiker für bunte, herbstliche Balkone. Solltest Du auch zu dieser Jahreszeit Deinen Balkon nutzen wollen, kommt man fast nicht um sie herum. Mehr Tipps dazu gibt es übrigens hier. Ab Juli bis Oktober bilden sich die kleinen Blüten in Form von Glöckchen. Die “Calluna” ist zwar die einzige ihrer Art, davon gibt es aber viele verschiedenen Varietäten in allen möglichen Farben. Es ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei.
Einige von ihnen, und meine scheint dazu zu gehören, bleiben im Knospenstadium, das sind eben die sogenannten Knospenheiden. Das hat den Vorteil, dass diese gegen Kälte und Wind unempfindlich sind und den ganzen Winter nicht verblühen. Das macht sie allerdings für Bienen komplett unbrauchbar, obwohl die Heidekrautgewächse ansonsten bei ihnen sehr beliebt sind.
Wenn Du Deine Besenheide nur für eine Saison brauchst, ist es auch nicht notwendig spezielle Erde zu besorgen, für ein paar Monate wird sie mit normaler Erde auch zurechtkommen. So ist es bei meiner auch, die ich erst im Frühjahr in Rhododendronerde setzen werde…
Nachbarschaft
Die Besenheide ist eine besitzergreifende Pflanze und neigt dazu das Wachstum ihrer Nachbarn zu bremsen. Das ist wohl der Grund, warum man sie oft in Gruppen pflanzt, indem man die verschiedenen Farben mischt.
Für eine herbstliche Mischung habe ich sie mit einer Skimmia und einem Zierkohl gemischt. Im Frühjahr werden sie allerdings getrennt. Die Skimmia mag zwar auch saure Erde, dafür kommt sie mit der Hitze auf dem Balkon wahrscheinlich nicht klar. Der Zierkohl bleibt ohnehin nur für ein paar Monate. Deshalb wird die Skimmia in den Garten übersiedeln, und die Besenheide in einen Topf mit frischer Rhododendronerde.
Andere Möglichkeiten: man findet manchmal die Besenheide in Kombination mit Zwergkiefern, Teppich-Wacholder oder Efeu.
Fazit
Heidekraut, ja, aber welches?
Da man die Schneeheide und die Besenheide leicht miteinander verwechseln kann, solltest Du beim Kauf besonders vorsichtig sein. Es gibt auch Erica-Arten, die früher im Jahr blühen. Heidekraut ist also nicht gleich Heidekraut. Frage also genau nach!
Wenn Du Dich für eine Besenheide entschieden hast, solltest Du auch genau nachfragen, ob es sich um eine normal blühende Varietät oder um eine Knospenheide handelt, die den ganzen Winter bunt bleibt.
Empfehlung: bedingt
Wenn Du Heidekraut auf Deinem Balkon haben möchtest, musst Du Dir im Klarem sein, was Du genau willst. Wenn Du eine saisonale Pflanze willst, ist die Knospenheide die richtige Wahl. Sie wird Deinen Balkon im Winter verschönern, sie ist pflegeleicht, und Du brauchst nicht einmal auf ihren Nährstoffbedarf achten. Persönlich finde ich sie nur etwas “künstlich”, und wenn ich sie nicht gefunden hätte, hätte ich wohl eine andere ausgesucht.
Denn eine “normal” blühende” Besenheide (oder auch eine Schneeheide) wird zwar nicht so lang blühen, dafür ist sie ein richtiger Bienenmagnet. Wer lang mit ihr Freude habe will, muss ihr Sonne und saure Erde bieten. Unter diesen Bedingungen wird sie sich sicher an ihr Balkonleben gewöhnen.
Und was ist Deine Meinung zur Besenheide? Ziehst Du ihr vielleicht die Schneeheide vor? Lasse es uns unten in den Kommentaren wissen!