Er war in aller Munde, in allen Zeitungen und in allen Nachrichten… Ja, die rede ist vom Welterschöpfungstag oder Earth Overshoot Day. Dieses Datum, das 2021 für die ganze Welt auf den 29. Juli festgelegt wurde, erinnert uns daran, dass die Ressourcen der Erde endlich sind und dass wir alle etwas beitragen können, um diese zu schonen. Gärtnern in der Stadt ist deine Leidenschaft? Du fragst dich, wie du beitragen kannst? In diesem Artikel findest du einige Tipps und Anregungen dazu.
Was ist der Welterschöpfungstag?
Der von der kalifornischen NGO Global Footprint Network berechnete „Earth Overshoot Day“ gibt den Tag an, an dem die biologischen Ressourcen, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann, erschöpft sind. Bei dieser Berechnung werden also alle Ressourcen berücksichtigt, die die Menschheit verbraucht, um sich zu ernähren, zu wohnen, sich fortzubewegen und die von ihr produzierten Abfälle zu kompensieren (einschließlich CO₂).
Nach diesem Datum beginnen wir Erdbewohner, die nicht erneuerbaren Reserven der Erde auf Kosten künftiger Generationen zu verbrauchen. Wir leben auf Kredit!
Wie bei allen Indikatoren, die versuchen, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen, gibt es natürlich auch bei der Berechnung dieses Datums Kritikpunkte. Es gibt ja sonst noch viele Argumente gegen die Existenz der globalen Erwärmung… Die Kritik, die sich um diese Berechnungen rankt, sollte uns jedoch nicht das Wichtigste vergessen lassen. Die Ressourcen der Erde sind nicht unerschöpflich und jeder kann dazu beitragen, sie zu erhalten.
Das Wichtigste ist, unser Bewusstsein zu schärfen. Abgesehen vom genauen Datum kann uns ein Blick auf die historische Entwicklung helfen, das Ausmaß des Problems zu verstehen. Im Jahr 1970 wurde der Welterschöpfungstag noch auf den 30. Dezember* festgelegt. Für Deutschland allein ist sie für den 5. Mai angesetzt, für Österreich sogar für den 7. April.
Welche Faktoren beeinflussen die jüngste Entwicklung?
Während die COVID-Epidemie zu einer Verschiebung des Welterschöpfungstag im Jahr 2020 beigetragen hat, folgt das Jahr 2021 wieder dem historischen Trend. Dies ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: die beschleunigte Abholzung der Wälder im Amazonasgebiet und unsere sich verschlechternde Klimabilanz.
Auch wenn die zu lösende Aufgabe abstrakt oder gar gigantisch erscheint, zeigt die Analyse dieser Faktoren Wege auf, wie wir auf unserer Ebene handeln können. Das Prinzip ist einfach: Das Ziel ist es, unseren Ressourcenverbrauch zu reduzieren oder sie verantwortungsvoller zu nutzen. Wie wir später sehen werden, muss das nicht immer schwierig oder langweilig sein!
Wenn du in der Stadt auf deinem Balkon, deiner Terrasse oder in einem kleinen Garten gärtnerst, interessiert du dich sicher für dieses Thema. Und das mit Recht! Denn auch du kannst dazu beitragen, das Datum des Welterschöpfungstags nach hinten zu verschieben, indem du deinen Außenraum sinnvoll nutzt.
9 Dinge, die du auf deinem Balkongarten tun kannst
1. Minimalismus praktizieren
Wie in allen Bereichen wird auch Das Thema „Garten“ nicht vor der Mode geschont. Die Begeisterung der Stadtbewohner für ihre Gärten ist auch den Marketingprofis nicht entgangen. Gartencenter, Baumärkte und Einrichtungshäuser konkurrieren darum, uns die neuesten Gartenmöbel, Deko-Gegenstände und Werkzeuge anzubieten. Um auf dem Balkon oder der Terrasse zu gärtnern, braucht man jedoch keine Unmengen an Möbeln und Geräten. Kaufe also nur das, was du wirklich brauchst, und investiere eher ein wenig Zeit und graue Zellen in die Gestaltung deines Außenraums. Solltest du tatsächlich etwas brauchen, prüfe, ob du es auch gebraucht bekommen kannst. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Geldbörse.
2. Vermeide „Einwegprodukte“.
In diesem Sinne ist es immer eine gute Idee, Qualitätsprodukte zu wählen, die gewartet oder repariert werden können. Die Investition mag anfangs höher sein, aber sie lohnt sich auf lange Sicht immer und vermeidet Abfall.
Wenn man an „Gartenbedarf“ denkt, kommen einem als erstes Geräte und Werkzeuge in den Sinn. Denke aber auch an die Gefäße (Töpfe und Kübel) und sogar an die Pflanzen selbst. Ich persönlich bevorzuge Töpfe aus natürlichen Materialien wie Terrakotta. Heutzutage gibt es jedoch beispielsweise qualitativ hochwertige Kunststoffgefäße mit vielen Vorteilen. Die Qualitätsunterschiede sind jedoch enorm, und es lohnt sich, genau hinzuschauen.
Was die Pflanzen betrifft, so unterliegen auch sie Moden und Trends… Widerstehe unbedingt der Versuchung, „einfach so“ ins Gartencenter zu gehen (siehe Idee Nummer 3). Die in den Gartencentern angebotenen Pflanzen werden oft „aufgepeppt“, um einen guten Eindruck zu machen. Sobald sie bei dir angekommen sind, beginnen sie zu verwelken und müssen schnell durch neue Rekruten ersetzt werden. Deshalb solltest du auch hier auf die Qualität achten und deinen Pflanzlieferanten mit Sorgfalt auswählen.
Eines ist jedoch klar: Qualitätsprodukte erfordern ein Minimum an Pflege (egal ob es sich um Werkzeuge, Möbel, Gefäße usw. oder Pflanzen handelt). Aber der Balkongärtner hat den ganzen Winter Zeit, das meiste davon zu erledigen…
3. Wähle deine Pflanzen gut aus
Mit Idee Nummer 3 kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen. Die ultimative Waffe für attraktive, leicht zu pflegende und umweltfreundliche Außenräume ist die Wahl von Pflanzen, die an ihre Umgebung angepasst sind. Dies ist besonders wichtig in städtischen Gartenräumen, wo die Bedingungen für das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen oft weniger günstig sind.
Damit sind wir wieder beim Thema „Liebe auf dem ersten Blick“ im Gartencenter. Mache das Aussehen der Pflanzen nicht zu deinem einzigen Auswahlkriterium. Eine schöne Pflanze, die nicht gut angepasst ist, sieht bei dir zu Hause bald nicht mehr so gut aus, braucht viel Pflege und kostet viel Mühe für wenig Ergebnis. Wenn dein Balkon oder deine Terrasse sehr exponiert ist, solltest du auch an die Klimaerwärmung denken und Pflanzen wählen, die hitzebeständig sind und wenig Wasser benötigen.
Gehst du in den Supermarkt immer mit einer Liste einkaufen? Mache das Gleiche, wenn du Pflanzen einkaufen gehst. Achte auf die Bedingungen auf deinem Balkon und suche nach geeigneten Pflanzen. Mit diesen Informationen wirst du in allen guten Gärtnereien viel besser beraten.
4. Wasser sparen
Im Sommer ist das Gießen oft die Hauptsorge der Gärtner. Wenn du in Töpfen gärtnerst, sind die Pflanzen völlig von dir abhängig und sie müssen regelmäßig gegossen werden. Außerdem ist die Verdunstung in der Stadt oft hoch.
Um die Wasserressourcen zu schonen, ist es daher sehr wichtig, an die Bewässerung zu denken, sobald du deine Pflanzen einsetzt. Es liegt auf der Hand (und wir beziehen uns wieder auf Idee Nummer 3), dass Pflanzen, die wenig Wasser benötigen, bevorzugt werden sollten. Du hast dann auch viel weniger zu tun! Aber es gibt noch andere Tricks, um richtig auf deinem Balkongarten zu gießen, wie z. B. Mulchen, ein Tropfbewässerungssystem oder das Auffangen von Regenwasser.
5. Hände weg vom Torf
Der Welterschöpfungstag soll uns plakativ vor Augen führen, dass die Ressourcen der Erde irgendwann zu Ende gehen können. Dies gilt insbesondere für nicht erneuerbare Ressourcen wie Torf. Torf ist ein fossiles Material (wie Kohle oder Öl…), das sich in feuchten, sauerstoffarmen Umgebungen, den Torfmooren, bildet. Torf braucht 3 bis 4.000 Jahre, um sich zu bilden. Außerdem sind Torfmoore einzigartige Ökosysteme, die durch ihre Ausbeutung unwiederbringlich zerstört werden.
Viele Substrate oder Blumenerden enthalten Torf, weil er eine ideale Konsistenz für das Pflanzenwachstum hat und sehr gut Wasser speichert. In den letzten Jahren haben die Hersteller jedoch vermehrt torffreie Produkte auf den Markt gebracht, die ressourcenschonender sind. Achte also darauf, dass du torffreie Erde kaufst. Vermeide außerdem „torfreduzierte“ Produkte, da dies eher ein unverbindliches Marketing-Gag ist als ein echtes Engagement für die Umwelt.
6. Go vintage
Recycling ist en vogue. Es wird auch als „Upcycling“ oder im Bereich der Dekoration eben als „Vintage“ bezeichnet. Wie es der Zufall will, eignet sich der Gartenraum in vielen Fällen besonders gut für das Recycling.
Wenn du zum Beispiel deine Gemüsepflanzen selber aussäst, kannst du Joghurtbecher, Zeitungspapier, Klopapierrollen und Eierkartons für die Anzucht verwenden. Die durchsichtigen Plastikverpackungen von im Supermarkt gekauften Backwaren können als Mini-Gewächshaus verwendet werden. Der Kreativität sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt.
Eine weitere klassische Form des Recyclings ist die Herstellung von eigenem Kompost. Dafür gibt es viele Systeme und einige sind sogar für Balkone, Terrassen oder kleine Gärten sehr gut geeignet. Das Wurmkistl ist so ein System, und hier kannst du dir das Interview vom Gabriel, dem Gründer anhören. Kompostieren ist nicht nur eine ökologische Geste. Das „Gold des Gärtners“ nährt den Boden, gibt ihm die richtige Konsistenz und dient als Mulch.
7. Ökologisch gärtnern
Die Auswirkungen von synthetischen Pestiziden und Düngemitteln auf die Umwelt und die Gesundheit sind inzwischen gut bekannt. Jedoch werden diese Mittel in vielen privaten Gärten nach wie vor eingesetzt. Diese Stoffe verschmutzen also weiterhin den Boden, das Wasser und die Luft.
Darüber hinaus haben die Herstellung und der Transport von diesen Produkten einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Es stimmt, dass der CO₂-Fußabdruck des ökologischen Landbaus umstritten ist (insbesondere wegen der geringeren Erträge pro Quadratmeter). Aber die Verwendung von Kompost, zum Beispiel (siehe Idee Nummer 6), ist in vielen Fällen für den Privatgebrauch mehr als ausreichend für eine gute Pflanzentwicklung.
8. Nein zur Abholzung der Wälder
Wie ich zu Beginn dieses Artikels sagte, ist die jüngste Verschlechterung des Welterschöpfungstags weitgehend auf die Abholzung von Wäldern in weit entfernten Gebieten zurückzuführen. Die Wahl von Holzmöbeln für den Außenbereich scheint für viele die umweltverträglichste Lösung zu sein. Holz hat ein natürliches Image und ist auf dem ersten Blick ein erneuerbarer Rohstoff. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Holzarten, so dass es sich lohnt, hier auch genauer hinzusehen.
Die beste Lösung ist die Wahl von Möbeln aus heimischem Holz wie Kiefer, Robinie, Lärche oder Eiche. Wenn du jedoch exotisches Holz bevorzugst, achte darauf, dass es ein FSC-Siegel trägt.
Denke schließlich an Idee Nummer 1 (gebraucht kaufen) und Idee Nummer 2 (pflege deine Möbel, damit du so lange wie möglich Freude daran hast).
Wenn du dich für das Thema Abholzung interessierst, kannst du einen Blick auf diese Website werfen, auf der du deinen „Wald-Fußabdruck“ berechnen und vor allem Wege finden kannst, ihn zu verbessern.
9. Genieße deinen Balkongarten
Mit einem gemütlichen und gut angelegten Außenbereich musst du nicht ständig übers Wochenende wegfahren. Ein schöner Garten ist wie ein Urlaub zu Hause! Warum also nicht das gute Wetter auf dem Balkon, der Terrasse oder im kleinen Stadtgarten genießen? Mit ein paar Veränderungen kannst du diesen Raum in einen Ort der Entspannung und der Ruhe verwandeln.
Außerdem sind die positiven Auswirkungen der Gartenarbeit auf die Gesundheit und Wohlbefinden erwiesen. Warum also noch länger zögern? In Deutschland ist der Verkehrssektor für 30 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Und davon entfallen 94 % auf den Straßenverkehr**. In Österreich ist das Bild noch schlechter, mit Steigender Tendenz***. Ein Außenraum, in dem man sich wohlfühlt, verbessert nicht nur die Lebensqualität im Alltag, sondern macht auch Lust darauf, sein „Zuhause“ noch mehr zu genießen.
Jedem Einzelnen von uns ist es daher möglich, einen kleinen Beitrag zu Verschiebung des Welterschöpfungstags zu leisten. Jeden kostet es schließlich nur wenig Mühe… Wir können alle auf unsere Art und Weise dazu beitragen, eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Wo willst du anfangen? Sage es uns einfach in den Kommentaren.
* auf Basis der 2017 aktualisierten Berechnungsmethode
** siehe Bundesregierung 2019
*** siehe Parlament 2018
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