Hallo und Willkommen auf mein-grüner-balkon.com. Heute für diesen neuen Podcast habe ich mit mir Gabriel, den Gründer des Wiener Wurmkistls. Gabriel ist Gärtner und er hat mit seinem Kumpel Valentin, der Maschinenbautechniker ist, sich zusammengetan, um Stadtmenschen das Kompostieren zu ermöglichen. Denn mit dem Wurmkistl ist es möglich in der Wohnung Kompost herzustellen.

Valérie: Gabriel, Willkommen! Schön, dass es klappt und dass du da bist! Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, Kompostkisten herzustellen?

Gabriel: Die Idee hatten wir schon länger. Wir kennen das System aus diversen Geschäften. Das gibt es schon länger. Vor ein paar Jahren haben wir uns schon gesagt, dass wir so etwas gern selbst bauen würden. Wir haben es dann auch selbst gebaut, und es ging sehr gut. Mein Kollege ist ja Tischler, und ich als Gärtner bin auch affin, was diese Sache angeht.

Wir haben es gebaut, und es uns angeschaut. Wir sind darauf gekommen, dass es relativ einfach ist, es mit sehr guten Rohstoffen zu produzieren. Dann haben wir gedacht: warum es nicht für mehr Leute machen? Dann haben wir es für die Eltern gemacht, für die Geschwister, für Freunde…

Nach dem Herbst, nachdem es durch COVID weniger Arbeit gab, wollten wir es einfach probieren und haben einen Webshop aufgemacht.

Valérie: Das Interesse fürs Kompostieren scheint recht groß zu sein! Woher kommt das?

Gabriel: Ja, das kommt vom Vater. Er hat einen riesigen Komposthaufen. Er produziert die ganze Erde für seine Firma selbst. Daher kommt diese… nicht Obsession aber Begeisterung fürs Kompostieren.

Valérie: Warum glaubt ihr, dass es so wichtig auch in der Stadt seinen eigenen Kompost selbst zu machen? Speziell für Balkongärtner und Stadtmenschen scheint es ganz „in“ zu sein. Kompost ist ja vielseitig einsetzbar. Warum glaubst du, dass es so nützlich ist? Wozu braucht man das?

Gabriel: In Wien ist es so, dass der Großteil der Haushalte, besonders die Wohnungen keine Bio-Tonne hat. Dadurch muss der Bio-Abfall über den Restmüll entsorgt werden. Das ist einfach Schade drum! Man könnte sich selber Erde machen. Und man erspart der Stadt und der MA48 einen guten Teil der Arbeit, weil es doch um die 30% sind, die da in den Restmüll wandern. Da kommen wir ins Spiel.

Ich zum Beispiel habe auch eine große Terrasse, ich habe natürlich Pflanzen und es fallen immer wieder Sachen an. Auch Früchte usw., die ich nicht mehr verwerten kann, die ich in den Biomüll hauen würde. Das ist so viel Material übers Jahr gesehen. Es ist viel gescheiter, ich kompostiere selbst, und verwende sie dann.

Valérie: Wenn ich denke, was man sonst für Erde nach Hause schleppen muss, ist es super, wenn man seinen eigenen Kompost erstellen kann. Abgesehen davon, dass die Qualität eine ganz andere ist.

Gabriel: Nicht nur das! Es ist einfach so, dass Wurmhumus der beste Dünger ist, der existiert. Und selbst wenn man es nur für seine Zimmerpflanzen haben möchte. Man wird den Unterschied sofort sehen, wenn man ein- zweimal im Jahr was dazu gibt. Die Pflanzen schauen gleich ganz anders aus.

Valérie: Wie funktioniert das Wurmkistl? Was braucht man alles dafür? Was muss man beachten, damit es gut funktioniert?

Gabriel: Unser Wurmkistl ist ein Zweikammern-System. Man gibt auf einer Seite den mitgelieferten Karton hin. Dann gibt man die Würmer und etwas Erde drauf und dann der Biomüll. Die Würmer fressen sich hoch und das ist ein Zweikammern-System.

In der Mitte ist es abgetrennt durch einen Hasengitter, das man rausziehen kann, wenn man zum Beispiel ernten möchte. Wenn auf einer Seite voll ist, sagen wir, die linke Seite ist voll mit Wurmhumus, dann gehen die Würmer automatisch auf die rechte Seite, sobald ich auf diese Seite Futter gebe.

Dadurch kann ich das ganze voll machen, und ich habe ein-zweimal im Jahr eine ganze Kiste voll mit Wurmhumus.

Valérie: Heißt es, dass man ein halbes Jahr warten muss, bevor man etwas abnehmen kann? Wie schnell geht das?

Gabriel: Nein, man kann zum Beispiel, wenn es halbvoll ist, die Bioabfälle auf die andere Seite geben. Dann gehen auch die Würmer auf die andere Seite und ich kann beginnen, auf der ersten Seite zu ernten. Das kann ich jederzeit machen.

Viele Leute wollen den Wurmhumus auch nicht in Säcken lagern. Dann ist es natürlich schon praktisch, wenn man immer wieder etwas entnehmen kann.

Valérie: Ist es schwierig, kann das jeder? Wenn man sich für das Thema Kompostieren interessiert, findet man ja im Internet alle möglichen Anleitungen, man kann Kurse besuchen, usw… Man kriegt ein bisschen den Eindruck, dass es eine Wissenschaft ist. Kann Kompostieren jeder oder muss man sich besondere Fähigkeiten aneignen?

Gabriel: Das kann absolut jeder! Man muss sich nur ein bisschen in die Materie einlesen. Man muss schauen: was essen die Würmer gerne, was nicht? Damit ist man eigentlich bestens beraten. Alles andere ist „Learning by Doing“.

Valérie: Kaffee soll den Würmern ganz gut schmecken, habe ich schon mal gelesen.

Gabriel: Kaffeesatz und Teesatz, das schmeckt ihnen besonders gut!

Valérie: Eine andere Frage. Euer Wurmkistl ist für die Wohnung gedacht. Braucht man sich Sorgen machen, dass Verunreinigungen entstehen, oder dass sich schlechte Gerüchte sich verbreiten? Oder sogar, dass die Würmer auf Wanderschaft gehen? Oder ist das alles sicher?

Gabriel: Die Wurmwanderschaft ist wirklich ein Thema. Bei uns ist bei den Luftlöchern ein Netz angebracht, damit die Würmer nicht hinaus können.

Bezüglich der Gerüche, sind erstens Hanfmatten in dem Wurmkistl drinnen, was den Geruch sehr hemmt. Zweitens, wenn man nicht zu viel gibt, fressen die Würmer das so schnell weg, dass es gar nicht zu einem Verrottungsprozess kommt. Dann riecht es natürlich auch nicht.

Wenn man es richtig verwendet, wird man nichts davon riechen. Bei mir hat sich noch keiner beschwert!

Valérie: Reicht eine Kiste für eine vierköpfige Familie? Was empfiehlt ihr in diesem Fall?

Gabriel: Ja, es reicht eine Kiste. In diesem Fall würde ich jedoch die große Kiste nehmen. Wir bitten die 60×40 Kiste an, das ist die Familienkiste. Das hat bis jetzt jedem immer gereicht. Das hat meine Familie daheim auch.

Wir werden jetzt auch eine Anleitung online Stellen, wie man sie selbst bauen kann. Man kann sie einfach zu Hause nachbauen.

Valérie: es klingt einfach zu verwenden und ist super praktisch. Wenn man gartelt, ist Kompost das Beste, was man finden kann. Ihr habt auch mehrere Modelle, habe ich in eurem Webshop gesehen. Ihr habt verschiedene Größen und sogar eine Bank.

Gabriel: Ja, das Wurmbankl.

Valérie: Ja genau. Man braucht sich gar nicht fürchten, dass das vielleicht in der Wohnung nicht schön aussieht. Man kann es sich sogar schön einrichten.

Gabriel: Genau, man kann es sich schön einrichten, wie man will. Wobei ich die Holzkiste, die Naturkiste nicht als „nicht schön“ ansehen würde. Ich finde alle Optionen recht gut und recht schön. Es ist alles aus 100% österreichischer Fichte und es schaut einfach gut aus.

Valérie: Und ihr macht das bei euch in Wien selber?

Gabriel: Ja, ich habe aus meiner Kindheit noch ein sehr großes, knapp 15m² großes Baumhaus auf 6m Höhe. Wir haben spaßweise gesagt, dass wir dort anfangen können zu bauen. Dann war es doch so weit, dass wir von der Kreissäge, etc… alles mit dem Seil raufgegeben haben. Seitdem produzieren wir in meinem Baumhaus. Wir haben da eine richtige Werkstatt mit allem was dazu gehört.

Valérie: Man kann das Wurmkistl bei euch übers Internet bestellen. Verschickt ihr dann in ganz Österreich?

Gabriel: Prinzipiell geht es europaweit. Bis jetzt hatten wir nur Bestellungen aus Österreich und eine aus Südtirol. Also es ist schon nach Italien gegangen.

Valérie: Das heißt, dass ihr auch nach Deutschland und in die Schweiz verschicken würdet.

Gabriel: Natürlich!

Valérie: Alle, die sich fürs Kompostieren interessieren, und ein selbstgemachtes, mit Liebe gemachtes Produkt wollen, können auf eure Homepage wienerwurmkistl.com schauen. Ideen und Anregungen wie man Kompost verwende kann, gibt es auf mein-gruener-balkon.com.

Ich sage Gabriel danke für das Interview und die vielen Informationen zum Wurmkistl. Auf mein-grüner-balkon.com gibt es auch ein Gratis-Ebook zum Herunterladen für alle, die sich einen Balkongarten wünschen, und nicht wissen, wie sie es angehen sollen.

Großes Bild von Toni Reed auf Unsplash

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