Das ist die Geheimwaffe des Balkon-Gemüsegartens.

Ohne sie sind deine Chancen auf eine nennenswerte Ernte praktisch gleich null.

Dieses fast magische Werkzeug, nein, es ist nicht das Insektenhotel. Es ist der Pinsel.

Als ich vor einigen Jahren mit dem Garteln auf meinem Balkon begann, stand ich bald vor folgendem Problem. Mein Zwergpfirsichbaum hatte keine Pfirsiche. Die Blüten meiner Tomaten fielen ab. Meine Erdbeeren sahen komisch aus. Dabei hatte alles gut angefangen. Ich hatte doch schöne, gesunde Pflanzen.

Zum Glück hat mein Nachbar, ein Forscher auf dem Gebiet der Biogenetik, das Problem schnell erkannt. „Die Blüten wurden nicht bestäubt„. So lautete sein fachkundiges Urteil.

So konnte ich mir im bescheidenen Rahmen meines Balkongartens bewusst machen, was das Insektensterben für die Menschheit bedeutet.

In der Natur sind es eben die Insekten, die die Bestäubung der Blüten übernehmen. Jedenfalls wenn es noch Insekten gibt … Der besorgniserregende Rückgang ihrer Zahl und insbesondere die der Bienen hat überall für Schlagzeilen gesorgt. Seitdem haben das wachsende Umweltbewusstsein, und wer weiß, vielleicht auch die groteske Vision von Horden mit Pinseln bewaffneter Bauern das seine getan. Das Ergebnis: Zahlreiche Initiativen haben sich gebildet, um Bienen in der Stadt zu helfen.

Setzen wir auf die falsche Biene?

Die gute Nachricht zuerst. Die Bienenpopulationen haben sich in den Städten nicht nur stabilisiert. Sie erreichen Rekordwerte mit einer Bienenstockdichte pro m², die … besorgniserregend wird.

Denn Biene ist nicht gleich Biene.

Mit der Aufstellung von Bienenstöcken in der Stadt hat sich die Honigbiene erholt. Die süße kleine Maja versorgt uns mit ihrem Honig. Sie ist uns daher sehr sympathisch. Sie hat nur einen kleinen Makel. Sie plündert gern das Buffet, bevor die anderen Insekten dazu kommen.

Auf dem ersten Blick versorgt uns hingegen die Solitärbiene mit … nichts. Wenn sie auf unseren Balkonen und in unseren Gärten auftaucht, sind Nektar und Pollen bereits weg. Doch, und das ist die große Ungerechtigkeit, die Arbeit der wilden Bestäuber (einschließlich der Wild- und Solitärbienen) ist viel effektiver als die der Honigbiene. Eine im Jahr 2013 durchgeführte Studie ergab, dass nur ein kleiner Teil der Bestäubung von der Honigbiene durchgeführt wird. Den überwiegenden Teil machen also andere …

Die Solitärbiene, die für die Bestäubung von Pflanzen unerlässlich ist, gehört immer noch zu den am stärksten bedrohten Insektenarten. Das ist die schlechte Nachricht.

Wie erkennt man Wild- und Solitärbienen?

Nachdem du nun die Heldin des Tages kurz kennengelernt hast, fragst du dich vielleicht, was du gegen diese schreckliche Ungerechtigkeit machen und den Solitärbienen in der Stadt helfen kannst.

Für den Balkongärtner ist es nicht immer leicht, eine Wildbiene auf den ersten Blick von einer Honigbiene zu unterscheiden. Es sei denn, es handelt sich um eine Hummel vielleicht … Wenn du nicht beim leisesten Summen plötzlich in Panik geratest, kannst du versuchen, das Tierchen zu beobachten. Die Honigbiene hat an ihren Beinen „Taschen“ (die sie sich am Buffet reichlich füllt).

Die wilden Bienen kommen etwas ungepflegt daher. Sie neigen dazu, sich mit Pollen von Kopf bis Fuß zu bekleckern. Von der dicken Hummel bis hin zur 4 mm große Minibiene sind die Größenunterschiede enorm. Auch die Farben der Wildbienen unterscheiden sich sehr stark.

Den Solitärbienen in der Stadt helfen: Illusion oder nicht?

Als pragmatische kleine Arbeiterinnen werden Solitärbienen nur dann auf deinem Balkon oder in deinem Garten landen, wenn du ihnen so was wie eine Vollpension anbietest. Denn unsere kleinen Sammlerinnen sind nicht gerne lange von ihrem Nachwuchs getrennt. Sie suchen nur in unmittelbarer Nähe ihrer Behausungen nach geeigneter Nahrung.

Sie sind aber oft etwas heikel, man sagt eher „spezialisiert“ dazu. Sie sind entweder auf eine bestimmte Art von Lebensraum und/oder eine bestimmte Art von Pflanzen (oder sogar auf bestimmte Pflanzenarten) spezialisiert. Wenn man also bestimmte Bienenarten anlocken will (in Mitteleuropa gibt es mehrere Hunderte verschiedene Arten davon), braucht man also Kenntnisse über ihre Vorlieben. Logischerweise sind die am stärksten bedrohten Wildbienenarten auch die am stärksten spezialisierten. Ihre Bedürfnisse sind so spezifisch, dass es fast unmöglich ist, ihren natürlichen Lebensraum zu ersetzen.

Du ahnst es wahrscheinlich schon, die meisten im Handel erhältlichen „Insektenhotels“ sind dadurch für die Lebensweise von Solitärbienen völlig ungeeignet. Und die meisten Blühmischungen für Bienen sind vor allem auf die Bedürfnisse der Honigbiene ausgerichtet.

Ist also alles verloren?

Solitärbienen lieben Löwenzahl
Foto: Lorenzo Ranuzzi auf Unsplash

Ursprünglich wollte ich in diesem Artikel über ganz andere Dinge schreiben.

Ich wollte von Blumen und Nisthilfen, von Hummeln und Mauerbienen erzählen … Vor mir standen Blumenkästen voller Wildblumen. Ich hörte das Summen der Bienen, die in der Sonne umher fliegen. Ich wünschte, ich könnte ernsthaft behaupten, dass ein paar Blumenkästen auf unseren Balkongärten die Welt retten können …

Einige Recherchen zu diesem Thema haben mich jedoch schnell mit einer anderen Realität konfrontiert. Die Wahrheit ist: Die einzige wirkliche Lösung besteht darin, den natürlichen Lebensraum der Wildbienen zu erhalten oder wiederherzustellen. Und nein, du wirst die Insekten nicht mit deinem Balkongarten retten.

ABER

Denn ja, es gibt ein Aber. Den Solitärbienen in der Stadt zu helfen, ist eine symbolische Geste. Sie und alle anderen Bestäuber, die noch zu wenig bekannt sind, könnten ein wenig Unterstützung. Sie können mediale Aufmerksamkeit gut gebrauchen.

Wenn ein naturnaher Balkon, auf dem fleißig gesummt wird, helfen kann, unser Bewusstsein für das Schicksal der Wildbienen zu schärfen, warum nicht? Übrigens können auch andere Insekten auf dem Balkongarten nützlich sein. Ich rate dich jedoch davon ab, dich auf das erstbeste „Insektenhotel“ zu stürzen. Vielmehr empfehle ich dir, dich zu informieren und auf als erster Schritt natürlichere Methoden im Garten zu setzen.

In Zukunft wirst du das kleine, „ungepflegte“ Blumenbeet an der Straßenecke vielleicht anders betrachten. Und wer weiß, vielleicht kannst du schon bald den Pinsel für immer weglegen …

Und was tust du, um den Solitärbienen in der Stadt zu helfen? Was ist deine Meinung dazu? Sage es uns in den Kommentaren. Und wenn dir dieser Artikel gefallen hat, zögere nicht, ihn zu teilen.

PS: Die Vision von ganzen Feldern, die mit dem Pinsel bestäubt werden, ist übrigens gar nicht so grotesk. Denn die Bestäubung durch den Menschen gibt es in einigen Teilen der Welt bereits.

Großes Foto: Tania Malréchauffé auf Unsplash

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