Vielen Balkongärtnern ist der Respekt der Natur ein großes Anliegen. Wer ein paar Tomaten oder Erdbeeren auf seinem Balkon anbaut, hat den Ertrag wohl eher nicht im Sinn. Sich selbst zu versorgen ist nicht unbedingt das Ziel. Viel eher ist es der Wunsch, naturbelassenes und gesundes Obst und Gemüse zu genießen, der uns uns dazu motiviert, biologisch auf dem Balkon zu gärtnern.

Vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach ein bisschen Natur vor der Haustür… Was der massive Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngern für die Gesundheit, die Natur und die biologische Vielfalt bedeutet, hat sich inzwischen herumgesprochen. Auch diejenigen, die nicht unbedingt Essbares anbauen wollen, sondern vielleicht nur etwas Grünes und Schönes haben möchten, versuchen, es auf einer ökologischeren Art und Weise zu tun.

Du fängst erst an, auf deinem Balkon zu gärtnern? Oder vielleicht möchtest du jetzt einfach einen natürlicheren Balkongarten haben? Wahrscheinlich fragst du dich, wo du anfangen sollst, und was das Wichtigste dabei ist. In diesem Artikel möchte ich dir einen Überblick über das ökologische Gärtnern auf dem Balkon verschaffen, und dir ein paar Ideen geben, wie du deinen Balkongarten biologisch kultivieren kannst.

Bio-gärtnern in der Theorie

Biologisch gärtnern besteht darin, manche Prinzipien der biologischen oder ökologischen Landwirtschaft in dem Gartenbereich anzuwenden. Warum nur „manche“ Prinzipien, fragst du dich vielleicht. Nun im Gegensatz zu einer landwirtschaftlichen Fläche, wird ein Garten in der Regel nicht für wirtschaftliche Zwecke benutzt. Gärtnern ist und bleibt eine Freizeitbeschäftigung. Der Hobby-Gärtner muss im Gegensatz zum Landwirt nicht sein Lebensunterhalt mit seinem Garten verdienen. Somit ist für ihn der Ertrag zweitrangig. Darüber hinaus finden die Prinzipien der biologischen Tierzucht für den Gärtner wohl eher selten Anwendung, und für den Balkongärtner noch weniger.

Die biologische oder auch ökologische Landwirtschaft strebt die umweltschonende Produktion von Nahrungsmitteln an. Somit sollen Ökosysteme und Biodiversität geschont, und die Unabhängigkeit des Landwirts bewahrt bleiben. Sie beruht auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Und es ist nun dieses Prinzip, das im Garten angewendet werden soll, und dies unabhängig von der Größe des Gartens.

Schließlich verpflichtet sich der Biobauer zur strikten Einhaltung von gewissen Spezifikationen und präzisen Regeln. Eine Nichteinhaltung würde dazu führen, dass er sein Gütesiegel verliert. Das wäre für ihn mit bedeutenden wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. Ein Bio-Gärtner hingegen handelt ausschließlich aus Überzeugung. Sollte er sich nicht 100%ig an die Prinzipien des biologischen Gärtnerns halten, wird dies im Allgemeinen keine weiteren Folgen haben, als ein schlechtes Gewissen

Biologisch Gärtnern in der Praxis

Der Bio-Gärtner ist bestrebt, seinen Garten zu pflegen und gleichzeitig die Natur um ihn herum zu respektieren, sei es die Flora oder die Fauna. Die Erhaltung der natürlichen Ressourcen (Boden, Wasser, aber auch Rohstoffe…) sind ihm wichtig. Allgemein gesagt ist das biologische Gärtnern Teil eines Ansatzes, der darauf abzielt, die Auswirkungen unseres Handelns auf unsere Umwelt zu minimieren.

Hier sind also die wichtigsten Regeln, die dich in der Praxis zu einem Bio- Balkongärtner machen werden.

Natürliche Düngemittel

Der biologische Gärtner verwendet für seine Pflanzen nur natürliche Düngemittel. Diese können pflanzlichen Ursprungs sein, wie Kompost, Jauchen oder Vinasse, oder tierischen Ursprungs, wie z.B. Hornspäne, getrocknetes Blut oder alle Düngemittel auf Dungbasis. Heutzutage ist es einfach, diese Produkte in der Gärtnerei zu finden. In einigen Fällen sind sie sogar befreit von ihren natürlichen Gerüchen. Das kann ein wichtiges Auswahlkriterium für Stadtgärtner (und ihre Nachbarn…) sein. Diese Gerüche verschwinden in der Regel ohnehin schnell, wenn der Dünger mit dem Substrat vermischt wird. Um Ressourcen zu schonen und für die Gesundheit deiner Pflanze, achte auch bei natürlichen Düngern immer auf die richtige Dosierung.

Der Kompost

Kompost wird nicht umsonst „Gärtnergold“ genannt. Er spielt eine wichtige Rolle in allen natürlichen oder biologischen Gartenbauweisen. Zum einen ernährt Kompost nicht nur deine Pflanzen. Er verbessert auch noch die Struktur des Bodens. Es handelt sich also nicht nur um ein Düngemittel, sondern auch um einen Bodenverbesserer. Ein richtiges Naturtalent also! Auf der anderen Seite passt er perfekt zur Kreislaufphilosophie und der Wiederverwendung von Ressourcen. Dank verschiedener Kompostierungssysteme ist es nun auch möglich, Kompost auf einem Balkon herzustellen.

Von Mischkultur und Kulturfolge

Der Bio-Gärtner ist ein Freund der Vielfalt. Monokultur mit all ihren ökologischen Folgen ist Passé. Wenn du in deinen Töpfen und Trögen auf die Kulturfolge achtest, kannst du die Qualität des Substrats erhalten und die Topferde öfter wiederverwenden. Natürlich stößt das Gärtnern im Topf hier an seine Grenzen. Es ist jedoch hier durchaus möglich, in derselben Saison oder von einem Jahr zum nächsten mehrere Arten nacheinander im selben Gefäß anzubauen.

Darüber hinaus kann die Mischkultur, richtig angewendet, deiner Pflanzen viel bringen. Die Pflanzen können sich zum Beispiel gegenseitig schützen und unterstützen. Einige Arten können sogar den Boden düngen (wie z.B. Erbsen).

Nur Pelargonien auf dem Balkon anbauen? Es ist nicht nur aus der Mode gekommen, es ist einfach nicht empfehlenswert. Achte auf Vielfalt und mische die Pflanzarten. Probiere Kombinationen von Blumen, Obst und Gemüse aus. Um zu sehen, welche Vielfalt auf einem Balkon möglich ist, schaue dir meine Challenge aus der Vergangenheit an. Da hatte ich mir vorgenommen, 52 verschiedene Pflanzenarten auf meinem Balkon anzubauen. Das Ziel habe ich übrigens nur knapp verfehlt.

Nützlinge und natürliche Schutzmittel

Um seine Pflanzen vor Schädlingen zu schützen, vermeidet der Bio-Gärtner chemische Insektizide. Diese vergiften Insekten wahllos und verschmutzen Boden und Wasser. Stattdessen verwendet er angepasste und resistente Arten und kombiniert sie geschickt (siehe oben). Aber zugegeben, das reicht leider nicht immer. Dafür brauchst du jedenfalls gute Nerven und viel Geduld.

Zur Bekämpfung von Schädlingen, die zu zahlreich geworden sind, stehen mehrere Methoden zur Verfügung.

Mechanische Methoden

Diese Methode eignet sich besonders für Balkone und Terrassen mit kleinen Flächen. Hier müssen die Schädlinge manuell entfernt werden. Manchmal reicht auch eine kräftige Dusche aus, um die Schädlingspopulation deutlich zu reduzieren (ohne sie zu exterminieren!) Das kostet manchmal etwas Überwindung, aber es lohnt sich.

Nützlinge einsetzen

Der Klassiker ist hier der Einsatz von Marienkäferlarven gegen Blattläuse. Aber jeder Schädling hat seinen Fressfeind. Du kannst helfen, Insekten auf deinen Balkon anzusiedeln, indem du auf biologische Vielfalt achtest. Auch geeignete Lebensräume (z.B. ein Insektenhotel) können einen Beitrag leisten. Dies ist jedoch nicht immer möglich oder funktioniert nicht wie erwartet (zu den Insektenhotels habe ich auch hier was gesagt). In diesem Fall ist es inzwischen möglich ist, Nützlinge, oft in Form von Larven, zu kaufen.

Natürliche Hilfsmittel

Schließlich ist es oft möglich, die unerwünschten Gäste auf natürliche Weise loszuwerden. Jauchen können als Fungizid oder Insektizid verwendet werden. Sie sind als Konzentrat oder Tee in der Gärtnerei leicht erhältlich. Schmierseife ist auch ein bekanntes Mittel, um Blattläuse loszuwerden, ist aber nicht unbedenklich und nur in extremen Fällen empfehlenswert.

Selbst auf einem Balkon ist es also möglich, biologisch zu gärtnern. Wenn du darauf achtest, die richtigen Produkte (wie natürliche Düngemittel) zu kaufen, mit der Kompostierung zu beginnen oder die Mischkultur zu fördern, kannst du bereits die „ökologische Bilanz“ deines Balkongartens wesentlich verbessern.

Wenn dir das am Anfang zu kompliziert erscheint, beginne mit ein oder zwei kleinen Änderungen. Jede noch so kleine Anstrengung kann zum Schutz der Natur und unserer Umwelt beitragen.

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