Freue dich, Balkongärtner! Denn auch du wirst eines Tages mit Pflanzenschädlingen konfrontiert. Diesen unausstehlichen Viechern, die einem die Freude am Balkongärtnern ganz schön vermiesen können. Dieses „Privileg“ ist nicht den „echten“ Gärtnern vorbehalten. Du magst denken, dass das ein schwacher Trost ist. Aber könnte es sein, dass diese ungebetenen Gäste doch zu etwas nütze sind? Schauen wir uns das Thema einmal genauer an.
Woher kommen die Pflanzenschädlinge?
Für die meisten von uns scheinen sie aus dem Nichts gekommen zu sein. Gestern war auf dem Balkongarten noch alles in Ordnung. Und heute, beim Aufwachen, der Horror pur! Meine Blumen, mein Salat oder meine Petersilie sind von ekligen Viechern befallen. Und der Gedanke, auch nur ein einziges Exemplar auf meinem Teller zu finden, verdirbt mir schon den Appetit …
Kennst du das auch? Doch es ist kein Zufall, dass sich die Schädlinge auf einmal so stark vermehren. Lass dir das eine Lehre sein (ich weiß, es ist nicht leicht) und greife nicht gleich zu den Waffen. Versuche, die Situation zu beobachten und zu analysieren, um die Ursache für den Angriff zu ermitteln. Es lohnt sich.
Eine Frage des Gleichgewichts
Zunächst einmal ist ein Schädlingsbefall, der sich nicht nach ein paar Wochen von selbst erledigt, sehr oft ein Zeichen dafür, dass etwas in deinem Ökosystem nicht stimmt. Natürlich ist es nicht einfach, auf einem Balkon oder einer Terrasse, wo die Anbaubedingungen oft alles andere als ideal sind, ein natürliches Gleichgewicht herzustellen.
Für mich waren die ersten Jahre sehr schwierig. Im zeitigen Frühjahr fielen Horden von hungrigen Blattläusen über meine zarten Pflänzchen her und ließen sie traurig aussehen. Wenn sie den Angriff glücklicherweise überlebten, tauchten mit der ersten Hitze die Spinnmilben auf, seit einigen Jahren gefolgt von den weißen Fliegen. Kurzum, nach einem tollen Start in den Frühling waren meine Pflänzchen bald nur noch ein Schatten ihrer selbst …
Günstige Bedingungen … für Pflanzenschädlinge
Mein Balkon ist eigentlich eher ein Wintergarten. Er ist also ziemlich geschlossen und die Luft steht. Im Sommer steigen die Temperaturen nicht selten auf über 30 °C an. Außerdem ist die Luft in der Regel sehr trocken. All dies sind ideale Bedingungen für die Vermehrung von Schädlingen.
In diesem Umfeld können sich Pflanzenschädlinge nicht nur extrem schnell vermehren. Auch die Pflanzen leiden unter der Hitze und der Trockenheit, sind geschwächt und werden leichte Beute für alle möglichen Feinde. Kommen dann noch unregelmäßige Wassergaben, zu viel Stickstoffdünger und vielleicht noch zu wenig Vielfalt hinzu, ist das Desaster vorprogrammiert.
Die üblichen Verdächtigen auf dem Balkongarten
Noch ein Grund zur Freude für alle Balkongärtner: Im Vergleich zu den Heerscharen von Schädlingen, die sich in „normalen“ Gemüsegärten tummeln, ist die Anzahl der Feinde, die auf meinem Balkon aufgetaucht sind, sehr bescheiden. Wenn du dich in Foren und Blogs über das Gärtnern im Freiland umschaust, wirst du viel über Schnecken, Nacktschnecken, Ameisen und andere „Spezialfliegen“ (Möhrenfliege, Lauchfliege etc …) lesen.
Die Schädlinge, die mir am häufigsten in meinem Balkon-Garten und offenbar auch bei vielen anderen begegnen, sind die Folgende:
Die Blattlaus
Diese kleinen Insekten sind mit bloßem Auge ziemlich leicht zu erkennen. Es gibt sie in verschiedenen Farben (grün, schwarz, rot …). Man findet sie häufig zahlreich auf Knospen, weichen Blättern und jungen Früchten, auf denen sie klebrige Spuren, den Honigtau, hinterlassen. Wenn sie in großer Zahl auftreten, verformen sich die Blätter und die Pflanzen vegetieren dahin.
Die weiße Fliege
Die weiße Fliege ist eine nahe Verwandte der Blattlaus und nicht weniger furchteinflößend. Sie verursacht ähnliche Schäden und die Symptome sind fast identisch. Wie Blattläuse saugen auch die weißen Fliegen den Saft aus den Pflanzen und schwächen sie nach und nach. Die Blätter vertrocknen und fallen ab. Außerdem wird durch den auf den Blättern abgelagerten Honigtau die Fotosynthese gebremst. Schließlich können sie Viren und andere Pilzkrankheiten auf die Pflanzen übertragen. Wenn du feststellst, dass deine Pflanzen schwächer werden und du auf den ersten Blick keine Blattläuse findest, werfe einen Blick auf der Blattunterseite. Dort befinden sich die Eier und Larven. Schüttle die Pflanze vorsichtig. Wenn du kleine weiße Fliegen wegfliegen siehst, hast du die Übeltäter gefunden.
Die Spinnmilbe
Diese winzigen roten Spinnen sind so klein (sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen), dass sie oft erst sehr spät entdeckt werden. Dies erschwert die Bekämpfung und die Spinnmilben sind meine am meisten gefürchteten Feinde. Wenn du die typischen Spinnweben dieser Miniatur-Spinnen siehst, ist es höchste Zeit, einzugreifen. Oft sieht man zuerst Schäden an den Blättern (viele kleine, helle Punkte), die sich nach und nach vergrößern. Auch hier trocknen die Blätter schließlich aus und fallen ab. Du vermutest, dass Spinnmilben deine Pflanzen besuchen? Sprühe etwas Wasser auf die Blätter. Wenn sich feine Gespinste zeigen, weißt du, wer da am Werk ist.
Wie reguliert man die Schädlingspopulationen auf dem Balkongarten?
Ja, du hast richtig gelesen. Ich spreche in der Tat nicht davon, Schädlinge komplett auszurotten, sondern ihre Zahl und damit den Schaden, den sie anrichten können, zu begrenzen. Da ich darauf bedacht bin, meinen Balkongarten biologisch zu bewirtschaften, greife ich nicht auf chemische Mittel zurück. Bis vor Kurzem habe ich jedoch „sanftere“ Methoden wie Schmierseife oder manchmal sogar Neemöl verwendet. Obwohl diese Methoden gute Ergebnisse erzielt haben und ich sie nicht verteufeln möchte, muss man wissen, dass diese „natürlichen“ Insektizide für die Nützlinge nicht neutral sind. So tragen sie dazu bei, das natürliche Ungleichgewicht aufrechtzuerhalten. Bevor du zu ihnen greifst, solltest du daher eine der folgenden Methoden ausprobieren.
Erste Hilfe für befallene Pflanzen
Methoden, die darauf abzielen, das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen, haben einen klaren Nachteil: Sie wirken nur langsam. Bei massiv befallenen Pflanzen ist es jedoch wichtig, schnell zu reagieren, um den Pflanzen Erleichterung zu verschaffen. Es ist ganz banal, aber auch im Garten gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen. Eine regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustands deiner Pflanzen sowie eine schnelle Reaktion verhindern oft, dass du zu drastischeren Methoden greifen musst.
Um deinen Pflanzen schnell Linderung zu verschaffen, kannst du auf „mechanische“ Mittel zurückgreifen, um die Pflanzenschädlinge zu bekämpfen. Konkret bedeutet das:
- Benutze einen scharfen Wasserstrahl oder die Dusche, um den größten Teil der Schädlinge zu entfernen (wirksam gegen Blattläuse, weiße Fliegen und Spinnmilben).
- Entferne sie mit der Hand (z. B. mit einem Stück feuchten Küchenrolle).
- Entferne die am stärksten betroffenen Pflanzenteile, um eine Ausbreitung zu verhindern (Achtung: Gib die Überreste nicht auf den Kompost).
Wenn der Sturm vorbei ist (es kann sein, dass du den Vorgang mehrmals wiederholen musst), kannst du mit dem nächsten Schritt fortfahren).
Verbessere die Wachstumsbedingungen für deine Pflanzen
Wenn du plötzlich mit Schädlingen konfrontiert wirst, solltest du dich mit der Ursache des Problems beschäftigen und nicht (nur) mit der Symptombekämpfung. Wie wir gesehen haben, haben es Schädlinge oft auf geschwächte oder unsachgemäß gepflegte Pflanzen abgesehen. Steht die Pflanze an einem für sie geeigneten Standort? In der falschen Erde? Hat sie zu viel oder zu wenig Nahrung bekommen? Leidet sie unter Trockenheit?
Um die Wachstumsbedingungen zu verbessern, kannst du deinen Pflanzen bei Bedarf umstellen oder umtopfen. Vermeide auch „Monokulturen“ (zu viele von derselben Pflanzenart oder derselben Pflanzenfamilie), die das Auftreten von spezialisierten Schädlingen begünstigen. Vielleicht kannst du die Luftfeuchtigkeit erhöhen, indem du das Laub mit Wasser besprühst (bei Pflanzen, die nicht anfällig für Pilzkrankheiten sind) oder den Boden mulchst. Manchmal können auch mehr Pflanzen (die sich so gegenseitig beschatten) zu einem besseren Klima beitragen.
Ein Befall kann auch auf einen Kaliummangel hindeuten. Kalium stärkt nämlich das Pflanzengewebe (im Gegensatz z. B. zu Stickstoff). Kalium ist z. B. in Algendünger, Patentkali und in geringerem Maße auch in Kaffeesatz enthalten.
Von Zeit zu Zeit kannst du auch zu eine „Vitaminkur“ für deine Pflanzen greifen: zum Beispiel zu einem Brennnesselsud (den es auch als Konzentrat gibt), der die Vitalität deiner Pflanzen stärkt.
Gute Nachbarschaften
Manche Pflanzen sind dafür bekannt, Schädlinge fernzuhalten, die sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen können … Man findet zum Beispiel:
- Gegen Blattläuse: Lavendel, Salbei und Bohnenkraut.
- Gegen weiße Fliegen: Studentenblumen (oft in der Nähe von Tomaten gepflanzt, das ist kein Zufall), Thymian, Basilikum und Salbei.
- Gegen Spinnmilben: Hierzu habe ich keine Informationen gefunden. Kennst du Pflanzen, die diese Übeltäter fernhalten? Teile uns das bitte mit!
Pflanze sie in der Nähe der empfindlichsten Pflanzen, um die Schädlinge abzuschrecken und so eine Duftbarriere zu bilden.
Insekten sind deine Freunde
Der Balkongärtner-Einsteiger, der nicht immer ein friedliches Verhältnis zur Natur hat, schaut manchmal jedes Insekt schief an, das sich zeigt. Klar, Bienen und Marienkäfer sind jedem bekannt (zumindest im ausgewachsenen Zustand). Bei anderen Arten man jedoch manchmal unsicher, mit wem man es gerade zu tun hat. Informiere dich in jedem Fall, bevor du alles, was sich bewegt, jagst (und erst recht beseitigst).
Sogenannte „Nützlinge“ können nämlich sehr heilsam für den Balkongarten sein. Zu ihnen gehören Marienkäfer (und ihre Larven), Schwebfliegen und Florfliegen, die allesamt Blattläuse fressen. Auch Ohrwürmer haben es auf Spinnmilben abgesehen. Darüber hinaus gibt es „spezialisierte“ Insekten, wie z. B. Schlupfwespen gegen Blattläuse oder Wanzen gegen Spinnmilben.
Und wenn du wissen willst, wie die „süßen“ Marienkäfer-Larven ausschauen, schaue dir mal diesen Beitrag von Birgit Schattling an. Da sind tolle Bilder dabei!
Wenn du Essbares anbaust, denke daran, (ungefüllte) Blumen zu pflanzen, die alle Arten von Insekten anlocken und zu einer größeren biologischen Vielfalt beitragen. Und in vielen Fällen ist es möglich, Nützlinge zu kaufen, die du nur noch auf deinem Balkongarten aussetzen musst, um mit der „biologischen Schädlingsbekämpfung“ zu beginnen. In diesem Sinne haben auch die Schädlinge eine Rolle zu spielen, nämlich die der Ernährung der Nützlinge auf dem Balkongarten.
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Ideen geben, wie du Pflanzenschädlinge bekämpfen kannst, ohne sie ganz zu eliminieren. Auch sie haben eine Daseinsberechtigung, selbst wenn sie in uns mörderische Instinkte wecken. Wenn du auf Vorbeugung setzt, kannst du Massenangriffe vermeiden, die auf ein biologisches Ungleichgewicht hindeuten. Und „mechanische“ Methoden helfen dir, die Zeit bis zur Ankunft der Nützlinge zu überbrücken.
Welche Methoden haben sich bei dir im Kampf gegen die Schädlinge bewährt? Welche funktionieren bei dir, welche gar nicht? Zögere nicht, sie in den Kommentaren unten zu teilen. Wir sind schon gespannt auf deine Erfahrungen.
Danke für deinen Artikel! Aber was machst du gegen die kleinen Zwergzikaden, die wiederum den Salbei, Rosmarin, Basilikum (alle Lippenblüten)lieben? Ich bin echt verzweifelt, jedes Jahr habe ich hier eine Plage! Hast du vielleicht Tipps? Ich versuche es mit Neemöl, Brennesselsud, Kaffeepulver .
Liebe Grüße Petra
Liebe Petra,
leider (oder zum Glück!) habe ich bis jetzt keine Erfahrungen mit Zikaden gemacht. Ich würde bei Anbietern von biologischen Schutzmitteln wie Biohelp nachfragen, ob sie dir etwas empfehlen können. Alternativ hilft die Hotline von Natur im Garten immer.
Ich halte dir die Daumen! Lass mich auf jeden Fall wissen, ob du eine Lösung gefunden hast.
LG
Valérie