Urban Gardening liegt im Trend! Man muss sich nur Zeitschriften, Fotos auf Pinterest anschauen. Oder auch die Schlangen in den Gartencentern oder in anderen Fachgeschäften, um sich davon zu überzeugen. Aber was ist der Grund für diese neue Begeisterung? Ist mehr daran als nur eine Modeerscheinung? Macht uns Gärtnern wirklich glücklich? Kann es sogar auf Balkonen und Terrassen ungeahnte Vorteile für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben?

Denk mal drüber nach …

Intuitiv kennst du sicher schon die Antwort auf diese Fragen. Ja, ohne Zweifel, die Natur tut uns gut. Gärtnern, kreativ sein, sich liebevoll um seine Pflanzen kümmern, das alles erfüllt uns mit einem Gefühl von Zufriedenheit. Wir schweben in einer kleinen Blase. Aber was hat die Wissenschaft dazu zu sagen? Ist das, was wir tief im Inneren fühlen, nachweisbar und messbar? Im weiteren Verlauf dieses Artikels werden wir versuchen, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.

Welche Arten von Studien findet man?

Wenn man sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, merkt man schnell, dass viele Studien über den Einfluss unserer Umwelt auf unsere Gesundheit und unsere mentale Gesundheit durchgeführt wurden. Insbesondere versucht die Umweltpsychologie zu verstehen, wie unsere Umwelt unsere Stimmung, unser Verhalten und unsere Emotionen beeinflusst. Es wird unterschieden zwischen der privaten Umwelt (unser Zuhause, unser Arbeitsplatz), der nahen Umwelt (die Nachbarschaft, das Grätzel), der öffentlichen Umwelt (die Stadt, die Region) und der globalen Umwelt (das Land, die Welt).

Es gibt viele Studien über die nahe Umwelt (z.B. über die Rolle von Grünflächen auf das Wohlbefinden von Stadtbewohnern). Studien zur privaten Umwelt (z.B. Gärten, Balkone, Terrassen und Höfe) sind dagegen weniger verbreitet.

Schau dir das mal an :

Welche Vorteile sind durch wissenschaftliche Studien belegt?

Mehr Natur, weniger Stress

Viele dieser Studien belegen dies. Die Natur hat eine wohltuende Wirkung auf unsere Stimmung und unser geistiges Wohlbefinden. Zum Beispiel entspannt uns ein Spaziergang im Wald viel eher als ein Spaziergang in einer städtischen Umgebung (Bunn-Jin Park et al.,2009). Ebenso gibt es Hinweise darauf, dass das Auftreten von stressbedingten Krankheiten abnimmt, wenn die beobachteten Personen Grünflächen um sich herum haben (Grahn und Stigsdotter, 2003). Dies wird als erholsame Umwelt („restorative environment“) bezeichnet. Dieses Konzept wurde in einer Studie von Kaplan & Kaplan eingeführt.

Die Vorteile von Vitamin G auf unseren Körper

Du wirst dieses „grüne Vitamin“ nicht in Lebensmitteln finden. Doch es gibt es wirklich! Denn die Natur hat nicht nur eine positive Wirkung auf unser Gemüt. Sie hat auch einen deutlichen Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit. Eine andere Studie (Mass et al., 2009) zeigte, dass das regelmäßige Aufsuchen von Grünflächen nicht nur die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen reduzierte. Auch die Häufigkeit von kardiovaskulären, neurologischen, Atemwegs- und Verdauungserkrankungen signifikant nahm ab.

Vielleicht hast du auch von der berühmten Studie aus 1984 (Ulrich) gehört. Diese zeigte, dass der Heilungsprozess bei Patienten nach einer Operation beschleunigt wurde, wenn sie einen Baum vor ihrem Krankenhausfenster hatten. Unglaublich! Aber diese Ergebnisse wurden mehrmals durch neue Forschungen bestätigt.

Grün vor dem Fenster kann glücklich machen
Bild von Adeolu Eletu auf Unsplash

Zauberhafte Natur

Eines ist klar, nichts übertrifft die Vorteile eines langen Spaziergangs im Wald, weit weg vom Lärm und der Luftverschmutzung der Städte. Wenn du jedoch in der Stadt wohnst, brauchst du nicht zu verzweifeln, wenn du keinen Wald und keinen Riesengarten vor der Haustür hast.

Tatsächlich zeigen andere Studien, die vor allem im beruflichen Umfeld durchgeführt wurden, dass auch Grünpflanzen einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit haben können.

Die Anwesenheit von Pflanzen am Arbeitsplatz reduziert die Häufigkeit von Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne, Husten und Augen- oder Hautreizungen (Fjeld, 2000). Aber mehr noch, die einfache Betrachtung von Bäumen oder Blumen erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiter bei der Arbeit (Kaplan und Kaplan 1989 / Shin 2007).

Schließlich zeigte eine andere, im Labor durchgeführte Studie, dass bestimmte Pflanzenarten in der Lage sind, mehr als 80 % der in der Luft vorhandenen flüchtigen organischen Verbindungen (kurz VOC) zu absorbieren. Wir vergessen oft, dass die Luft in Innenräumen in der Regel stärker belastet ist als draußen. Lüften ist eine einfache Geste, die die Situation schnell verbessern kann. Aber auch Grünpflanzen können eine Rolle bei der Verbesserung der Luft spielen.

Gärtnern macht glücklich, aber wie?

Die Natur zu bewundern ist gut, selber Hand anlegen ist besser. Das legen jedenfalls andere Studien zum Thema Gartenarbeit nahe.

Gartenarbeit ist nachweislich eine moderate körperliche Aktivität mit vielen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Herz-Kreislauf-System wird gestärkt. An der frischen Luft wird die Atmung tiefer und die Stimmung verbessert sich durch das größere Lichtangebot.

Der Cortisolspiegel im Blut, der für das Stressempfinden verantwortlich ist, sinkt laut einer 2011 in Holland durchgeführten Studie nach einer halben Stunde Gartenarbeit um 22%. Natürlich sinkt sie auch nach einer halben Stunde Lesen, aber nur um 11 %.

Schließlich hat der Einsatz von Gartenarbeit zu therapeutischen Zwecken schon vor Jahren das Experimentierfeld verlassen. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2013 belegte die Wirksamkeit dieser Therapien bei der Reduktion der Symptome von Angst und Depression.

Die Gründe sind noch wenig erforscht

All diese Studien zeigen uns, dass Natur, Pflanzen und Gartenarbeit gut für unsere körperliche und geistige Gesundheit sind. Nicht alle zeigen schlüssige Ergebnisse. Aber die meisten gehen in die gleiche Richtung. Es ist bewiesen und messbar. Die Wissenschaft bestätigt, was wir bereits spüren: Die Natur ist gut für uns.

Diese Studien sagen uns jedoch nicht warum, das so ist, auch wenn sie manchmal Theorien dazu aufstellen.

  • Der Mensch lebt erst seit ein paar Generationen in Städten. Er lebte davor seit Jahrtausenden in der Natur. Er ist daher für ein Leben in einer natürlichen Umwelt geschaffen.
  • Die Verbindung mit der Natur ermöglicht es, die mit negativen Gedanken assoziierten Bereiche des Gehirns für eine Weile ruhigzustellen. Unsere Konzentration steigt und lässt uns unsere Sorgen und grimmige Gedanken vergessen.
  • Gartenarbeit ist eine kreative Tätigkeit, die denen, die sie ausüben, eine Aufgabe und damit einen Sinn gibt. Die Pflege eines Gartens oder von Kübelpflanzen gibt uns ein Gefühl von Verantwortung.
  • In der Natur, im Kontakt mit Pflanzen oder Tieren, werden unsere Sinne angeregt. Ein Garten, selbst ein Topfgarten, bietet viel mehr Sinneseindrücke (Farben, Gerüche, Texturen…) als ein Computerbildschirm.
  • Der Anbau von eigenem Obst und Gemüse macht Lust darauf, es auch zu essen. Dadurch steigt automatisch der Konsum von gesunden Lebensmitteln.
  • Gartenarbeit bedeutet auch, sich den Regeln und des Rhythmus der Natur zu beugen. Kräuter wachsen nicht schneller, auch wenn du an ihnen ziehst. Deshalb brauchen wir für die Gartenarbeit eine gute Portion Geduld und Ausdauer. Auch Anpassungsfähigkeit und Demut werden trainiert. Das sind alle Eigenschaften, die wir im Alltag ganz gut gebrauchen können …
  • Schließlich bekommt die Gartenarbeit zunehmend eine soziale Dimension. In städtischen Gebieten vermehren sich Gemeinschaftsgärten. Sie tragen nachweislich zu besseren Nachbarschaftsbeziehungen bei.

Was heißt das jetzt für dich?

Gärtnern auf dem Balkon, bringt das was?

Wie ich zu Beginn erwähnt habe, sind Studien zur privaten Umwelt nicht so zahlreich. Obwohl sich die meisten auf Natur- oder Grünflächen konzentriert haben, haben sich doch einige private Gärten vorgenommen.

Die Vorteile des Zugangs zu einem Garten scheinen mit der Größe des Gartens zuzunehmen. Die Forschung (Burton, 2015) hat jedoch gezeigt, dass die positiven Effekte bereits mit einem Balkon, einer Terrasse oder einem Hof, ja sogar mit einem Baum vor dem Fenster zu beobachten waren.

Das Gärtnern auf dem Balkon oder der Terrasse bietet zweifellos nicht das gleiche Maß an körperlicher Aktivität wie ein „richtiger“ Garten. Es ersetzt keine Ausflüge in die Natur. Die soziale Dimension ist wahrscheinlich nicht in allen Fällen vorhanden, auch wenn Gartenarbeit ein gutes verbindendes Gesprächsthema ist. Doch der Kontakt mit der Natur, das Gefühl einen Auftrag zu haben, und die Kreativität bleiben.

Untersuchungen zeigen, dass eine Umwelt die folgenden vier Merkmale aufweisen muss, um erholsam zu wirken:

  • Sie soll Faszination ermöglichen, eine Form der Aufmerksamkeit ohne Ermüdung.
  • Sie soll eine Art Flucht vom Alltag ermöglichen.
  • Sie soll einem das Gefühl geben, Teil eines größeren Ganzen zu sein.
  • Sie soll mit den persönlichen Vorlieben und Wünschen kompatibel sein.

Macht das nun Sinn für dich? Mehr zu dem Thema, wie du dir einen entspannten Balkongarten schaffst, findest du im Übrigen hier. Und wenn dir dieser Artikel gefallen hat, kannst du ihn gerne für eine bessere Umwelt in der Stadt teilen.

Großes Bild von Beth Macdonald auf Unsplash

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