Indem ich dieses sehr heikle und kontroverse Thema des idealen Zeitpunkts für die Aussaat angehe, bin ich mir bewusst, dass ich mir nicht nur Freunde machen werde… Ist es wirklich notwendig, bereits Anfang März (oder sogar im Februar) mit dem Aussäen zu beginnen, um eine reiche Ernte oder schöne Blumen auf dem Balkon zu bekommen? Das werde ich in diesem neuen Artikel näher untersuchen. Lasst mich also meine Meinung zu dem Thema sagen…
Eine kleine Anekdote
Wenn du beschlossen hast, mit dem Gärtnern auf deinem Balkon zu beginnen, hast du wahrscheinlich schon ein paar Foren oder Gruppen in sozialen Netzwerken durchstöbert. Vielleicht hast du sogar ein paar gut informierte Blogs konsultiert (wie mein-grüner-balkon). Gerade wenn du dich für einen Balkongarten interessierst, ist dir sicherlich aufgefallen, dass das Thema Aussaat allgegenwärtig ist.
Erster Akt
Neugierig wie ich bin, war ich in letzter Zeit auch viel im Internet unterwegs, auch wegen des tristen Wetters. Die Folge: Panik! Trotz all der guten Ratschläge (einschließlich meiner eigenen) habe ich meinen Anbauplan immer noch nicht fertiggestellt. Schande über mich, dafür hatte ich den ganzen Winter Zeit! Also habe ich endlich meinen Hintern bewegt und eine Inventur meiner Samen gemacht. Frenetisch wollte ich schon bei meinem Lieblingssamenlieferanten neues biologisches und samenfestes Saatgut bestellen. Es sollen diesmal nur Sorten sein, die auch wirklich für die Topfkultur geeignet sind. Aber da passierte etwas Grauenvolles: Lieferzeit, 20 bis 25 Tage. Das bedeutet ja, dass mein neues Saatgut erst Anfang April eintreffen wird. Meine Gartensaison ist schon ruiniert, bevor sie überhaupt begonnen hat! Wie konnte mir das passieren?
Zweiter Akt
Zu Beginn der letzten Woche sinken die Temperaturen. Ich bin vorsichtig, und stelle meinen Rosmarinstrauch jeden Abend rein, um ihn vor leichten Nachtfrösten zu schützen. Es wäre schade, er steht knapp vor der Blüte. Samstagnachmittag überzeuge ich meine Familie, auf dem Rückweg von unserer Wanderung einen Abstecher zur Gärtnerei zu machen. Verdammt, wir kommen zu spät, es hat schon geschlossen. Die Situation spitzt sich zu…
Montag, zweiter Versuch, bevor ich meine Tochter von der Schule abhole. Ich muss dorthin, die Wochen vergehen und ich bin schon zu spät. Diesmal hat die Gärtnerei geöffnet. Ich brauche einige Frühlingsblumen (6 Frühlingsblumen für den Balkon habe ich hier bereits vorgestellt), um meinen Balkon zu verschönern, und eine Segge wird eine meiner neuen Kompositionen vervollständigen.
Was den Rest betrifft, gehe ich leider leer aus. Es sind noch keine Erdbeerpflanzen vorhanden. Anfang April, sagt mein Gärtner … Die Pflanzen in der Gärtnerei sehen noch größtenteils so aus wie die, die ich diesen Winter auf meinem Balkon vergessen habe. Donnerschlag, Erleuchtung: ah, ja, das ist also normal, kann es sein, dass ich wirklich nichts Falsches gemacht habe? Und war es das wirklich wert, den Elementen zu trotzen (ich übertreibe ein wenig, aber der Frühling ist nun mal etwas anderes…)?
Die Moral der Geschichte
Stopp, alles retour! Es ist erst März. Und nein, es ist noch nicht zu spät, um mit dem Garteln, Buddeln und Pflanzen auf dem Balkon zu beginnen. Ganz im Gegenteil! Ein kurzer Blick auf die Samenpackungen: Die meisten Samen können (sollen) noch im April oder sogar im Mai ausgesät werden. Und die Auswahl an Pflanzen in der Gärtnerei (die wissen ja, was sie tun) bestätigt, was das Wetter schon deutlich zeigte. Es ist definitiv noch zu früh, um die Gartensaison richtig zu eröffnen.
Ich will nicht sagen, dass du nicht ein paar Vorbereitungen treffen kannst, vor allem, wenn das Wetter es zulässt und wenn es dich glücklich macht. Aber lasse dich nicht von der verfrühten Hektik und Ungeduld vieler Mitten-im-Winter-Aussaat-Fanatikern stressen. Der Frühling hat noch nicht recht begonnen und nichts ist verloren! Hier ist es, es musste ja mal raus…
Warum ist aussäen im März nicht immer eine gute Idee?
Aber woher kommt diese Tendenz, Dinge immer früher zu tun? Ich vermute, dass dahinter eine kommerzielle Strategie steckt, obwohl das nur meine persönliche Meinung ist. Es ist wie mit den Weihnachtsgeschenken, die gleich nach Schulbeginn in die Läden kommen… Wer kann sein Saatgut zuerst verkaufen? Wer seine Blumen? Oder wer wird den ersten Artikel über die beste Aussaattechnik schreiben (mea culpa…).
Eine kleine Erinnerung: Garteln ist kein Wettkampfsport. Hier gibt es keine Goldmedaille für denjenigen, der „schneller, höher, stärker“ ist. Bleiben wir also erstmal ganz ruhig und schauen wir uns die Fakten an.
Die idealen Bedingungen für die Aussaat
An sich und für viele Arten ist die Aussaat günstig und nicht sehr kompliziert. Außerdem macht es Spaß und ist ganz lustig. Ich verstehe also, dass viele begierig sind, anzufangen. Für eine erfolgreiche Aussaat müssen jedoch einige Bedingungen erfüllt sein.
Unter anderem sind die Temperatur und die Lichtintensität von entscheidender Bedeutung. Wenn die Temperaturen zu niedrig sind (und ich spreche hier von der Temperatur des Bodens und nicht der Luft), keimen die Samen nur langsam, wenn überhaupt. Und wenn nicht genügend Licht vorhanden ist, verkümmern die Keimlinge und bringen nur vergeilte, kränkliche Setzlinge hervor.
Wer kein Gewächshaus oder Frühbeet zur Verfügung hat (was beim Gärtnern auf dem Balkon oft der Fall ist), hat also frühestens ab Mitte März die notwendigen Voraussetzungen, vor allem wenn man auf der Fensterbank beginnt. Um den Prozess zu beschleunigen, verwenden manche beheizte Mini-Gewächshäuser oder spezielle Pflanzenlampen. Ich bin vielleicht ein bisschen altmodisch, aber ich finde, dass es für ein paar Pflanzen (man wird auf dem Balkon in der Regel kaum Platz haben, um mehr anzubauen) dadurch an der natürlichen Seite der Sache vorbeigeht… Die Ökobilanz einer Lampe, selbst einer LED-Lampe, scheint mir nicht sehr vorteilhaft zu sein, um (bestenfalls) ein paar Wochen früher ernten zu können…
Ein differenzierter Ansatz
Wer den Frühling nicht abwarten kann, und die Gartensaison auf seinem Balkon so früh wie möglich beginnen möchte, dem will ich keinen Vorwurf machen. Nach Monaten der Tristesse ist es nur natürlich, dass man sich ein bisschen Grün wünscht.
Für die meisten Arten, die in unseren gemäßigten Regionen heimisch sind, ist jedoch in einigen Wochen noch Zeit für die Aussaat. Einige wissenschaftlich interessierte Gärtner haben sogar damit experimentiert, die gleiche Art mehrmals, aber zeitlich versetzt, auszusäen. Sie stellten fest, dass die späteren Sämlinge schnell zu den anderen aufholten.
Nehmen wir das Beispiel vom Kopfsalat, einer einheimischen Art, die nicht besonders kälteempfindlich ist. Salatsamen benötigen ca. 6 Wochen zum Keimen bei einer Temperatur von 5°c. Es dauert hingegen nur eine Woche bei einer Temperatur von 12°c… Siehst du den Unterschied? Wenn man bedenkt, dass einer der Erfolgsfaktoren bei der Anzucht von Jungpflanzen die Geschwindigkeit des Aufkeimens ist, bringt das einen zum Nachdenken…
Die Ausnahmen
Es gibt jedoch Fälle, in denen eine Aussaat an einem geschützten Ort, warm auf der Fensterbank, empfehlenswert oder sogar unerlässlich ist. Einige Arten, die aus anderen Regionen stammen, benötigen wärmere Temperaturen, um zu keimen. Draußen würde die Keimung viel zu spät einsetzen, um auf Früchte oder Blüten in derselben Saison zu hoffen. Dies ist z. B. bei Paprika, Chilis und Auberginen sowie in geringerem Maße bei Tomaten der Fall. Auch Petunien, Goldmarien, Lobelien, Gazanien und Fleißige Lieschen brauchen am Anfang ein wenig Hilfe. Tagetes, Ringelblumen, Mädchenaugen und Zinnien blühen ebenfalls früher, wenn sie im März an einem geschützten Ort ausgesät werden.
In diesen Fällen ist es jedoch notwendig, die Jungpflanzen in größere Töpfe zu pikieren oder umzutopfen, was manchmal eine heikle Manipulation ist und zusätzliche Ausrüstung erfordert. Berechnen lässt sich der Aussaattermin einerseits aus dem Zeitpunkt, an dem du die kälteempfindlichen Pflanzen herausstellen kannst (in der Regel ab Mai) und andererseits der durchschnittlichen Keimdauer. Sonst könnte es auf deinen Fensterbänken bald sehr eng werden… Reserviere diesen Platz vorrangig für die Arten, für die das Vorziehen unerlässlich ist, und säe sie so spät wie möglich aus. Für alle anderen gilt: Mache es dir mit einer Tasse Tee in einem guten Sessel gemütlich und genieße ein schönes Gartenbuch…
Und du, wann beginnst du mit der Aussaat für deinen Balkongarten? Ist es deiner Meinung nach besser im März auszusäen, oder wartest du doch lieber auf den richtigen Zeitpunkt? Welche Erfahrungen hast du bereits damit gemacht? Erzähle es uns in den Kommentaren!
Großes Foto: Kelly Sikkema auf Unsplash