Ich habe in diesem Artikel bereits erwähnt, was ich mit dem geheimnisvollen Begriff „Gartenraum“ meine. Im selben Artikel habe ich auch erklärt, welche Komponente meiner Meinung nach wesentlich sind, um einen Gartenraum zu schaffen, der funktioniert nämlich die Funktion, der Komfort und die Ästhetik. Nun wirst du vielleicht sagen, das ist schön und gut, aber wie stelle ich das konkret an? Wie kann ich meinen Gartenraum gestalten? Wo muss ich anfangen, um diesen Raum zu schaffen, der zu mir passt? Nun, alles beginnt mit einer Planungsphase in 3 Schritten. Was das heißt, werden wir gleich sehen.

Womit solltest du nicht anfangen…

Du hast vielleicht bemerkt, dass unter den oben genannten unverzichtbaren Komponenten die Ästhetik am Ende steht. Das ist auch kein Zufall… Wenn du dich für das Thema Innen- oder Außenraumgestaltung interessierst, hast du sicher bereits festgestellt, dass die Dekoration meist erst zum Schluss kommt.

Ähnlich verhält es sich mit der Pflanzenauswahl, die, wenn man so will, zur „Dekoration“ gehört. Beim Gestalten deines Gartenraumes sind die Pflanzen zwar von großer Bedeutung, aber sie sind zunächst „zweitrangig“. Dies ist auf den ersten Blick überraschend, aber nicht ohne Logik. Wenn die Funktion und der Komfort nicht passen, macht die beste und ausgeklügeltste Pflanzenauswahl das auch nicht wett. Es ist des Kopfzerbrechens nicht wert… Das ist ein häufiger Fehler, den ich selbst schon oft gemacht habe. Es ist klar, wir sprechen von „Garten“, so dass wir uns intuitiv auf die Auswahl der Pflanzen „stürzen“. Ich kann es dir ja auch nicht verdenken, für mich ist das auch der lustigste Teil der Gestaltung.

Zudem, selbst wenn die Pflanzen NACH dem Rest kommen, bedeutet das nicht, dass sie keine wichtige Rolle spielen und dass du sie nicht sorgfältig auswählen solltest. Sie tragen natürlich zur Vervollständigung des Ganzen bei, zum Ausdruck des eigenen Stils, kurzum, sie machen den Unterschied. Aber erst zum Schluss… Aus diesem Grund werde ich dieses Thema in diesem Artikel nicht behandeln, auch wenn ich weiß, dass es für dich sehr wichtig ist.

Die Besonderheit von Gartenräumen

Wenn du jemals versucht hast, einen Gartenraum sei es eine Terrasse, ein Balkon oder ein kleiner Stadtgarten zu gestalten, wurdest du bestimmt mit einigen spezifischen Fragen konfrontiert, die diese Art von Raum aufwirft.

  • Verglichen mit einem „klassischen“ Garten sind urbane Gartenräume oft klein und ungünstig geschnitten (z.B. lang und schmal…).
  • Das Thema des Ausblicks ist oft von besonderer Bedeutung, entweder weil er schön ist (und deshalb hervorgehoben werden soll) oder weil er kaschiert (oder zumindest unauffällig) werden soll.
  • Sichtschutz ist auch ein wichtiges Thema, das früh angesprochen werden muss, denn urbane Gartenräume sind selten völlig abgeschirmt von den Blicken der Nachbarn oder Passanten. Ja, in der Stadt ist man selten allein…
  • Aufgrund ihrer geringen Größe und architektonischen Merkmale können diese Räume eng mit dem Innenraum verbunden sein (auch wenn dies nicht immer der Fall ist, wie z. B. bei einigen Dachterrassen). Während ein klassischer Garten den Stil des Hauses widerspiegeln sollte, gilt dies umso mehr für einen Balkon oder eine Terrasse, die „hybride“ Räume zwischen Innen und Außen sind.
  • Auch die Einbindung der Umgebung (die im städtischen Raum ja selten die Natur ist…), eines der klassischen Elemente einer Gartengestaltung, ist in unserem Fall auf eine andere Art zu berücksichtigen.
  • Nicht zuletzt bieten Balkone, Terrassen und sonstige Innenhöfe schwierige Wachstumsbedingungen, die in den meisten Fällen den Pflanzenanbau in Töpfen oder Kübeln notwendig machen. Der Nachteil ist natürlich, dass die Auswahl der Pflanzen durch diesen Faktor eingeschränkt oder zumindest stark beeinflusst wird. Andererseits ergibt sich dadurch die Möglichkeit, Behälter als dekorative Elemente einzusetzen und so das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.

Die 3 Schritte der Gestaltung

Wie wir gerade gesehen haben, gibt es viel zu bedenken, bevor man sich überhaupt mit dem Thema Pflanzen auseinandersetzt. Der unumstrittene Schritt Nummer eins ist immer die Bestandsaufnahme und Analyse des Raumes.

1. Den Raum analysieren

Bei diesem Schritt geht es vor allem um das Messen und Beobachten. Klassischerweise denkt man natürlich an alles, was sich konkret messen lässt, wie z.B. die Länge und Breite des einzurichtenden Raumes. Es geht aber auch darum, andere, weniger konkrete Elemente wie die Atmosphäre oder die empfundenen Eindrücke zu erfassen (und zu notieren).

Ich bestehe hier auch auf das Notieren dieser Eindrücke. Du wirst später viele andere Dinge im Kopf haben und ein flüchtiger Eindruck ist vielleicht schnell vergessen. Und selbst wenn du die Ursache für dieses Gefühl zunächst gar nicht identifizieren kannst, findest du sie vielleicht später.

In jedem Fall umfasst die Raumanalyse mindestens die folgenden Elemente:

  • Die Abmessungen des Raums: Länge, Breite und Höhe. Für den Anfang reicht eine Skizze, um eine Vorstellung zu bekommen. Spätestens aber vor der Anschaffung oder sogar vielleicht der Herstellung von Möbeln oder Einrichtungselementen nach Maß ist ein genauere plan unabdingbar.
  • Notiere auch alle nicht bewegliche Elemente wie Böden, Wände, Geländer, Fenster oder sonstige gemauerte Elemente. Wenn möglich, notiere auch das Material aus dem diese Elemente bestehen und eventuelle Einschränkungen wie das maximale Gewicht pro m².
  • Die technischen Installationen wie Steckdosen, Wasserabläufe oder -anschluss usw.
  • Die allgemeinen Linien deines Gartenraums und die Form (quadratisch, rechteckig, unregelmäßig, ganz in der Länge, mit abgerundeten Ecken…). Vergesse auch die vertikalen Linien nicht: sind das gerade Linien, gebogene, schräge, sind die Wände besonders hoch…
  • Der Ausblick: Ist der Ausblick schön. Gibt es Elemente, die man verstecken oder im Gegenteil hervorheben sollte?
  • Der Sichtschutz: haben die Nachbarn einen direkten Blick auf deine Terrasse oder ist sie geschützt? Brauchst du Schutz vor Passanten?
  • Sonnenschein und Helligkeit, idealerweise zu unterschiedlichen Tageszeiten. Welche Ausrichtung hat dein Gartenraum? Werfen benachbarte Gebäude oder Bäume zu bestimmten Tageszeiten Schatten? Welche Farbe haben die umgebenden Wände?
  • Der Geräuschpegel, idealerweise auch zu verschiedenen Tageszeiten, oder auch mögliche Geruchsbelästigungen durch z.B. Verkehr.
  • Besondere Elemente wie der natürliche Fokuspunkt (sei es im positiven oder im negativen Sinn). Wie für den Ausblick gilt: Gibt es auf deinem Balkon oder deiner Terrasse etwas, das du kaschieren möchtest (eine triste Wand, ein Boden in schlechtem Zustand, …)? Oder gibt es im Gegenteil etwas, das du hervorheben möchtest (ein schönes Geländer, eine Wanddekoration, …)?
  • Last but not least denke an die „rechtlichen“ Einschränkungen. Als Mieter hast du nicht immer die gleichen Freiheiten wie als Eigentümer.

2. Tätigkeiten und Funktionen

Du hast jetzt deinen (zukünftigen) Gartenraum gewissenhaft analysiert, nun ist es an der Zeit, eine Bestandsaufnahme deiner Wünsche und der deiner Mitbewohner vorzunehmen.

Die Fragen, die du dich hier stellen solltest:

  • Welche Tätigkeiten möchtest du auf deinem Balkon, deiner Terrasse oder in deinem kleinen Garten ausüben? Versuch so konkret wie möglich zu sein und schreibe ruhig die Details auf. Wenn du zum Beispiel Freunde zum Essen einladen möchtest, für wie viele Personen brauchst du in der Regel Platz?
  • Wer werden die „Nutzer“ deines Balkons sein? Möchtest du ihn zu deinem persönlichen Rückzugsort machen, oder im Gegenteil zu einem geselligen Raum, den du mit deiner Familie und deinen Freunden teilst? Hast du Kinder? Hast du Haustiere?
  • Wenn du diesen Raum bereits nutzt, wofür? Welche Aktivitäten übst du dort bereits regelmäßig aus? Im Gegenteil, welche Aktivitäten übst du de facto dort nicht aus? Versuche, den Grund dafür zu finden.
  • Zu welcher Tageszeit willst du diese Aktivitäten ausüben? Wenn du auf deinem Balkon frühstücken willst, ist die Beleuchtung nicht so wichtig. Wenn du dort jedoch zu Abend essen willst, dann schon. Oder wenn du am Wochenende mit deiner Familie zu Mittag essen willst und dein Balkon nach Süden ausgerichtet ist, benötigst du einen Sonnenschutz usw…
  • Zu welcher Jahreszeit möchtest du deinen Balkon nutzen? Willst du ihn das ganze Jahr über nutzen oder nur im Sommer? Die Antwort auf diese Frage wird nicht nur das Layout beeinflussen, sondern (wiederum) die Auswahl der Pflanzen, den Bedarf an Stauraum, die Wahl der Materialien usw..
  • Und zu guter Letzt: Was willst du in deinem Gartenraum auf keinem Fall tun? Hier denke ich zum Beispiel an die eventuelle, aufwändige Pflege von Möbeln und Einrichtungsgegenständen, aber auch an die Gartenarbeit, die nicht unbedingt jedermanns Sache ist.

Sicherlich fällt dir mehr ein, als Platz zur Verfügung da ist. Das ist nur natürlich. Du wirst daher eine Phase des Sortierens und Priorisierens durchlaufen müssen. Ein erster Vergleich mit den vorgegebenen Bedingungen (dafür ist der erste Schritt, die Analyse des Raums auch gemacht) hilft dir, eine erste Auswahl zu treffen. Sind unter Berücksichtigung der Größe und der Gegebenheiten auf deinem Balkon, deiner Terrasse oder in deinem Hof alle deine Wünsche realisierbar? Wenn du die Antworten auf diese Fragen gefunden hast, bist du bereit für den nächsten Gestaltungsschritt.

3. Stil und Atmosphäre

Hier geht es um den Stil deines Gartenraums und um die Atmosphäre, die du schaffen möchtest. Endlich mal sind ein bisschen Fantasie und Kreativität angesagt. Denn mit diesem Schritt betreten wir ein Kapitel, das Balkongärtnern oft mehr Spaß macht als die vorherigen. Während viele von euch eine sehr konkrete Vorstellung von dem Stil des Raumes haben, den sie schaffen wollen, glaube ich nicht, dass dies bei jedem der Fall ist. Deshalb ist es interessant, auch diese Frage methodisch zu betrachten.

Sicherlich hast du schon Balkone oder Terrassen bei Freunden, in Zeitschriften oder im Internet bewundert. Aber was anderswo vielleicht ein harmonisches und vollkommenes Ganzes ergibt, funktioniert bei dir zu Hause nicht unbedingt. Es liegt also nun an dir, dich deinen Traumgartenraum vorzustellen.

Hier sind ein paar Denkanstöße:

  • Zeitschriften, das Internet oder selbst gemachte Fotos können als Inspirationsquelle für den gewünschten Stil dienen. Setze all diese Elemente wie Puzzleteile zusammen und erstelle eine Collage, auch Moodboard genannt. Du kannst Fotos von „echten“ Gärten sammeln, Beispiele für Landschaftsgestaltung, aber auch Gegenstände, Farben, Landschaften oder Themen, die dich inspirieren… Das kann ein Detail sein, das du irgendwo entdeckt hast, auch wenn es nichts mit einem Gartenraum zu tun hat. Alles ist möglich!
  • Dein Zuhause: Wie wir bereits gesehen haben, ist ein urbaner Gartenraum oft ein Hybrid, zwischen Innen und Außen. Sofern du nicht absichtlich den Kontrast suchst, wird sich dein Gartenraum viel besser in den Rest deines Zuhauses integrieren, wenn du einen ähnlichen Stil anwendest. Achte auf den Stil deines Interieurs, die Dekorationsgegenstände, die Farben und Materialien, die du gewählt hast. Unbewusst werden wir immer von den gleichen Dingen angezogen, die unseren Geschmack und unsere Persönlichkeit entsprechen.
  • Das Thema: Eine Technik, die sowohl im Design von Innen- als auch Außenräumen weit verbreitet ist, ist das Thema. Oft ist es der letzte Schliff, das zusätzliche Detail, das dein Raum zu etwas Besonderem macht. Auch hier kann es sich um ein Thema handeln, das bereits in deiner Inneneinrichtung vorhanden ist. Schaue dich die Gegenstände um dich herum an, die hier und da in deinem Wohnraum platziert sind. Kannst Du ein gemeinsames Thema erkennen? Es kann ein beliebiges Thema sein, wie z. B. Reiseerinnerungen, Holz, Katzen, bunte Farben, moderne Kunst, Musik usw. Sei kreativ und erfinde dein eigenes Thema, das deine Persönlichkeit widerspiegelt.

Indem du für die Gestaltung deines Gartenraumes mit diesen 3 Schritten beginnst, legst du den richtigen Grundstein für Funktion, Komfort und Ästhetik. Sie mögen mühsam erscheinen, wenn man gleich loslegen möchte. Aber es lohnt sich. Probiere es aus, du hast nichts zu verlieren. Ich bin jedenfalls auf dein Feedback gespannt.

Wie sieht es bei dir aus, hast du schon einmal einen Gartenraum gestaltet? Und wie hast du das gemacht? Bitte teile deine Erfahrungen in den Kommentaren. Und wenn du noch Fragen hast, zögere nicht sie zu stellen.

Großes Bild von Zane Lee auf Unsplash

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